Denkraum Natur

Die Erde im Schwitzkasten

Ein Hitzerekord jagte in den letzten Jahren den nächsten. Es folgten Dürreperioden, Jahrhundertstürme und Überschwemmungen, wie die Welt sie bisher noch nicht gekannt hat. Zufall? Ausgeschlossen, sagen Klimaexpert*innen. Und belegen die ansteigende Fieberkurve der Erde mit Zahlen und Fakten.

Von „Fridays for Future“ bis zu Klimagipfel-Protesten – weltweit mahnen Aktivist*innen an, was Wissenschaftler*innen seit Jahrzehnten publizieren: Unser Klima steht auf der Kippe. Sein größter Feind ist der Mensch. Noch nie vollzog sich die Erwärmung unseres Planeten so rasch wie heute. Seit Beginn der industriellen Revolution um 1850 stieg die globale Durchschnittstemperatur bis heute um etwa ein Grad Celsius. 2019 liegt der weltweite Durchschnittswert nach Angaben der National Oceanic and Atmospheric Adiministration (NOAA) 0,92 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts (15,6 Grad Celsius).[1]

Erderwärmung erstmals so folgenreich

Die Auswirkungen des Temperaturanstiegs waren in den letzten Jahrzehnten zudem so spürbar wie nie zuvor. Aktuelle Studien, die das Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichte[2], belegen: In den letzten 2 000 Jahren fand keine Wärme- oder Kälteepoche statt, die so umfassend den gesamten Planeten beeinflusst hat wie der Anstieg der Temperaturen gegen Ende des 20. Jahrhunderts.

Eine der Folgen des Klimawandels: Das Wasser, das Land und Meeren durch die globale Erderwärmung zunehmend entzogen wird, verdunstet und sammelt sich in der Luft. So müssen trockene Regionen künftig mit weniger Regen rechnen – und wasserreiche Gebiete mit heftigeren Niederschlägen, weil die wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Laut Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC)[3] erhöht die Erderwärmung vor allem in Ländern mit schlechter Wasserversorgung das Risiko, dass sich durch den Klimawandel die Wasserknappheit weiter verschärft und die Versorgung mit Nahrungsmitteln gefährdet ist.

Planet unter der Wärmeglocke

Höchste Zeit also, zu handeln – und den Treiber Nummer eins der globalen Erderwärmung einzudämmen: den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2). Jährlich sind es mehr als zehn Gigatonnen Kohlenstoff[4], die zum klimaschädlichen CO2 werden. Hauptgrund ist der wachsende Energiehunger rund um den Globus: Die meisten menschengemachten CO2-Emissionen entstehen, weil Erdöl, Erdgas oder Kohle verbrannt werden, um Strom, Wärme und Treibstoff zu erzeugen.

Das Problem beim Verbrennen fossiler Energieträger: Dabei wird Kohlenstoff freigesetzt, der vor seiner Nutzung in der Erde lagerte, ohne das Klima zu beeinträchtigen. Beim Verbrennen verbindet er sich mit dem Sauerstoff in der Luft zu Kohlendioxid (CO2). Erzeugen wir große Mengen an CO2, verstärkt sich der natürliche Treibhauseffekt. Dieser sorgt dafür, dass es warm ist auf der Erde: Wie ein Gewächshaus verhindern Treibhausgase in der Atmosphäre, etwa Kohlendioxid oder Methan, dass zu viel Wärme von der Erde in den Weltraum entweicht. Sind jedoch zu viele Treibhausgase in der Luft, kann zu wenig Wärme ins Weltall gelangen. Die Folge: Der Wärmehaushalt der Erde gerät aus dem Gleichgewicht. Wie unter einer Wärmeglocke heizt sich die Erde auf – unser Klima verändert sich.

Pariser Abkommen: Klimafieber stoppen

Um diesen Prozess aufzuhalten, haben 2015 alle 195 UN-Mitgliedsstaaten mit dem Pariser Klimaschutzübereinkommen den ersten völkerrechtlich bindenden Vertrag zum Klimaschutz geschlossen. Sie verpflichten sich, die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten (mehr liest Du hier: https://ec.europa.eu/clima/policies/international/negotiations/paris_de). Die Voraussetzung des Abkommens: Bis zur zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts müssen die menschengemachten CO2-Emissionen gegen Null gehen. Die Energiewende ist die Voraussetzung für diesen Umbruch – und der komplette Abschied von fossilen Brennstoffen (Sprungmarke #43). Bisher erfüllen jedoch nach einer Studie der London School of Economics and Political Science und des World Resources Institute nur 17 Staaten die Pariser Klimazusagen.[5] Zu wenig, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu halten, sagen die Wissenschaftler*innen.

Doch nur wenn dieser Schritt gelingt, lässt sich der Klimawandel aufhalten – und ein dramatischer Anstieg des Meeresspiegels infolge schmelzender Gletscher und Eisschilde vermeiden, so der aktuelle Sonderbericht[6] zu Ozeanen und Eisschilden des Weltklimarats. Zudem wäre ein Artensterben in großem Stil bei einem weiteren Temperaturanstieg unumgänglich, mahnt der Weltbiodiversitätsrat (IPBES): Eine Million Arten sind laut UNO-Bericht 2019 in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vom Aussterben bedroht.[7] Es sei denn, bei der Landnutzung, beim Umweltschutz und der Eindämmung des Klimawandels tut sich etwas. Und zwar schnell.