
Biodiversität
Acker oder Artenvielfalt?
Der Rückgang der Artenvielfalt gehört zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Weltweit schrumpfen Bestände vieler Tier- und Pflanzenarten. Ein zentraler Treiber dieser Krise ist die Landwirtschaft. Wie können in Zukunft Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand gehen?
Schon lange verändert der Mensch die Landschaften, in denen er lebt. Wälder wurden gerodet, Moore trockengelegt – um Platz für Äcker und Weiden zu schaffen. Das hat gravierende Auswirkungen auf die Lebensräume vieler Tieren und Pflanzen. Fast die Hälfte der Landfläche, die einst von Wäldern, natürlichen Graslandschaften und oder Strauchvegetation bedeckt war, wird heute landwirtschaftlich genutzt. Und die Bedarf an landwirtschaftlichen Nutzflächen wächst weiter. In tropischen Regionen, etwa im Amazonasgebiet, sind besonders artenreiche Lebensräume bedroht.
Nicht nur die Ausdehnung der Landwirtschaft verkleinert die Lebensräume – auch die Agrarlandschaften selbst verlieren zunehmend an Vielfalt. Sie werden immer einförmiger, Rückzugsorte wie Hecken und Blühstreifen verschwinden. Hinzu kommt der intensive Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln – mit teils gravierenden Folgen für Insekten, Böden und Gewässer.
Dabei brauchen wir die biologische Vielfalt – auch und gerade für die Landwirtschaft. Intakte Böden, bestäubende Insekten, natürliche Schädlingsbekämpfer und sauberes Wasser sind die Grundlage jeder nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion.
Die gute Nachricht: Es gibt Wege aus der Krise. Weltweit setzt sich die Erkenntnis durch, dass wir Ernährungssicherheit und Naturschutz zusammen denken müssen. Das 1,5-Grad-Klimaziel ist vielen ein Begriff –doch schon mal vom „30-bis-30“-Ziel gehört? Die internationale Staatengemeinschaft hat sich vorgenommen, bis 2030 mindestens 30 % der Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Aktuell sind es erst 16 % an Land und nur 8 % im Meer. Auch die EU will handeln und bis 2030 ein Fünftel aller geschädigten Ökosysteme wiederherstellen.
Auch in der Landwirtschaft muss sich etwas tun. Ein wichtiger Hebel ist die Agrarpolitik: Sie kann Landwirt*innen gezielt unterstützen, Biodiversität zu fördern – zum Beispiel durch Anreize für blühende Feldränder, Mischkulturen oder Agroforstsysteme. Moderne Technologien wie Sensorik oder KI-gestützte Robotik helfen zudem, Dünger und Pflanzenschutzmittel gezielter und sparsamer einzusetzen.
Aber auch wir als Gesellschaft und als Einzelne sind gefragt. Unser Konsum beeinflusst, wie viel Fläche die Landwirtschaft braucht. Wenn wir mehr pflanzliche Produkte essen und weniger Lebensmittel verschwenden, bleibt mehr Raum für die Natur. Und auch im Kleinen können wir Lebensräume schaffen und erhalten – zum Beispiel in unseren Gärten.