
Grafik: Polygraph Design
Denkraum Natur
Lebendige Wundermittel
Einige Lebewesen haben „Geheimwaffen“ entwickelt, um überall auf der Erde überleben zu können. Manche dieser Stoffe wirken auch beim Menschen.

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Wissenschaftler*innen entwickeln daraus Medikamente. Die Naturstoffe können häufig nicht direkt als Medikament eingesetzt werden. Sie müssen vorher weiterentwickelt und getestet werden. Dieser Prozess ist oft schwierig und dauert lange. Die Natur hat unzählige Lösungen parat, die wir noch gar nicht kennen. Mit jeder Pflanzen- und Tierart, die ausstirbt, gehen auch mögliche unentdeckte Wirkstoffe aus der Natur verloren. Die biologische Vielfalt muss erhalten bleiben.
Eisbär
Tiere können sich an extreme Lebensräume anpassen. Eisbären halten bei eisigen Temperaturen Winterruhe. Ihr Trick: Ordentlich Vorrat anfressen. Trotz wenig Bewegung leidet der Eisbär nach dem Aufwachen weder an Knochenschwund, noch ist er übergewichtig.
Wissenschaftler*innen versuchen herauszufinden, wie das funktioniert. Sie erhoffen sich neue Ideen für Medikamente gegen die Zuckerkrankheit Diabetes und Knochenschwund (Osteoporose).

Foto von Hans-Jurgen Mager auf Unsplash
Gila-Krustenechse
Die Gila-Krustenechse kann ihre Beute mit nur einem giftigen Biss töten. Doch hinter Giften steckt oftmals mehr als nur ein Mittel zur Verteidigung.
Wissenschaftler*innen haben erforscht, dass ein Bestandteil des Giftes, „Exendin-4“, die Produktion von Insulin anregt, das den Blutzuckerspiegel regelt. Die biotechnologisch hergestellte Variante von „Exendin-4“ wird bereits in einem Medikament zur Behandlung von Diabetes eingesetzt.

Foto: Jeff Servoss
Bodenbakterium
Im Boden wimmelt es von Bakterien, nur wenige sind wirklich erforscht. Das Bakterium ‚Eleftheria terrae’ produziert Hemmstoffe, um sich gegenüber anderen Bakterien Vorteile zu verschaffen. Durch den Wirkstoff „Teixobactin“ wird der Stoffwechsel anderer Bakterien verringert und feindliche Bakterien abgetötet.
In einem „iChip“ können schwer zu züchtende Bodenbakterien wachsen. So wurde ‚Eleftheria terrae’ entdeckt. Der Wirkstoff könnte als Antibiotikum beim Menschen eingesetzt werden, um gegen bakterielle Infektionen vorzugehen. Das wird gerade getestet.

Kegelschnecke
Kegelschnecken sind Räuber: Sie betäuben ihre Beute mit Gift und können damit sogar kleine Fische töten. Werden Gifte richtig weiterentwickelt, können sie aber eine ganz andere Wirkung erzielen. Jede Kegelschnecke hat ihren eigenen Gift-Cocktail, sogenannte Conotoxine. Das Gift wirkt auch auf das menschliche Nervensystem.
Ein „Conotoxin“ aus der Zauberkegelschnecke wurde zu einem künstlich hergestellten Medikament für Menschen mit chronischen Schmerzen weiterentwickelt und zugelassen.

Foto: Kora27
Röhrenwurm
Umgeben von giftigen Stoffen behaupten sich in der Tiefsee viele Lebewesen. Röhrenwürmer leben in der Nähe von extrem heißen Quellen. Durch ihren Körperbau können sie nicht selbst Nahrung aufnehmen. In den Würmern leben Bakterien. Sie können aus dem eigentlich giftigen Schwefel der „Black Smoker“ Energie gewinnen und versorgen den Wurm so mit Nährstoffen.
Das außergewöhnliche Zusammenleben unter schwersten Bedingungen in der Tiefsee ist besonders für die Wissenschaft auf der Suche nach neuen Medikamenten interessant.
Experten-Interview Naturstoff-Forschung
Dr. Lars Ole Haustedt ist Chemiker und arbeitet bei der Firma AnalytiCon Discovery in Potsdam. Dort beschäftigen sich die Wissenschaftler*innen mit Naturstoff-Forschung zur Entwicklung von neuen Wirkstoffen in der Pharmazie, der Kosmetik oder im Nahrungsmittelbereich.