Etwa zwei Drittel aller bekannten Tier- und Pflanzenarten leben in den Tropenwäldern. Foto: Crystal Mirallegro/Unsplash

Denkraum Natur

Wertvolle Vielfalt

Jedes Jahr werden neue Arten entdeckt – und Wissenschaftler*innen gehen von Millionen von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen aus, die weltweit noch nicht erforscht sind. Welchen Wert Biodiversität für die Menschen heute und in Zukunft hat, liest Du hier.

Etwa zwei Drittel aller bekannten Tier- und Pflanzenarten leben in den Tropenwäldern. Foto: Crystal Mirallegro/Unsplash

Die biologische Vielfalt (Biodiversität) macht das Leben auf der Erde aus, sie ist einzigartig, faszinierend – und an sich schützenswert. Für über 95 Prozent der Menschen in Deutschland basiert laut einer Umfrage unsere Lebensqualität und unser Wohlbefinden auf der Biodiversität.[1] Kein Wunder, schließlich gibt es ohne Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen kein sauberes Wasser, keine fruchtbaren Böden oder keine Ernte. Erst durch das Zusammenspiel der biologischen Vielfalt funktioniert unsere Welt. Für Klimaforscher Dr. José L. Lozán von der Universität Hamburg ist „Biodiversität [ist] ein hohes Gut, welches der Mensch direkt oder indirekt in vielfältiger Weise nutzt, beispielsweise als Nahrung, Arzneimittel, Rohstoff, Klimaregulator, im Hochwasserschutz oder zur Erholung.“[2]

Der Wert der Vielfalt

Um den Wert der Natur zu verdeutlichen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, warum sie schützenswert ist, erfassen Forscher*innen ihren Nutzen für die Menschen auch in Zahlen – ob in puncto Lebensqualität oder für die Wirtschaft. Die Studie „Naturkapital Deutschland – TEEB DE“ zeigt etwa, wie das Grün in den Städten die Schadstoffbelastung der Luft reduzieren kann. So werden beispielsweise ein Fünftel der Staubemissionen, die in der Metropole Barcelona entstehen, durch die Stadtnatur gebunden .[3] Damit Früchte wachsen können, sind die meisten heimischen Nutz- und Wildpflanzen auf Insekten angewiesen, die ihre Blüten bestäuben. Der wirtschaftliche Wert von Produkten, die von dieser „Leistung“ der Natur abhängen, wird global auf 235 bis 577 Milliarden US-Dollar geschätzt.[4] Ein weiteres Beispiel: Wälder dienen der Erholung und bieten einer Vielzahl von Arten einen Lebensraum. Das Holz der Bäume liefert uns darüber hinaus Energie und ist die Basis für Produkte wie Möbel und vieles mehr. All jene Erwerbszweige, die auf Holz als Gut angewiesen sind, erwirtschaften in Deutschland 3,4 Prozent der Bruttowertschöpfung (BMELV 2011).[5]


Vielfalt international schützen

Um die biologische Vielfalt zu schützen, wurde bereits 1992 auf einer Konferenz der Vereinten Nationen die sogenannte Biodiversitätskonvention beschlossen. Inzwischen (Stand Februar 2018) haben 196 Staaten diesen Vertrag unterzeichnet. Das Ziel: biologische Vielfalt zu erhalten, ihre Bestandteile nachhaltig zu nutzen und ihre Nutzung durch Dritte fair zu gestalten.[6] Das „Nagoya-Protokoll“, das 2014 in Kraft trat, regelt zudem genau, wie auch ärmere Länder von der Vielfalt ihres Landes profitieren. Wachsen dort etwa Pflanzen mit besonderen Eigenschaften, können mit ihrer Hilfe beispielsweise Arzneimittel oder Kosmetikprodukte entwickelt werden. Nutzen Forscher*innen totes oder lebendiges Material, das Erbgut (genetische Ressourcen) enthält, sollen die Herkunftsländer gerecht daran beteiligt werden. Hier erfahrt ihr mehr zum Nagoya-Protokoll.

Exkurs Biodiversität

Biodiversität – der Begriff steht für das Leben auf der Erde – beinhaltet verschiedene Bereiche: Sie umfasst zum einen die Vielfalt der Arten. Rund zwei Millionen Pflanzen- und Tierarten sind bereits bekannt; Schätzungen zufolge sind es tatsächlich zehn Mal so viele. Aber auch innerhalb einer Art unterscheiden sich einzelne Individuen, das Erbgut ist nicht identisch, es gibt also auch eine genetische Vielfalt. Und nicht zuletzt prägt die Vielfalt der Ökosysteme unsere Umwelt, ob Korallenriffe, Savannen oder tropische Regenwälder.[7]


[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154339/umfrage/zustimmung-zu-dem-zusammenhang-von-biodiversitaet-und-lebensqualitaet/
[2] https://www.klima-warnsignale.uni-hamburg.de/wp-content/uploads/2017/01/gutt_auliya.pdf
[3] https://www.ufz.de/export/data/462/211806_TEEBDE_Synthese_Deutsch_BF.pdf
[4] https://www.ufz.de/export/data/462/211806_TEEBDE_Synthese_Deutsch_BF.pdf
[5] https://www.ufz.de/export/data/462/211806_TEEBDE_Synthese_Deutsch_BF.pdf
[6] https://www.bfn.de/themen/biologische-vielfalt/uebereinkommen-ueber-die-biologische-vielfalt-cbd.html
[7] https://fzs.org/de/themen/biodiversitaet-die-vielfalt-des-lebens/