Foto: David von Becker

Zukunftsmusik - wie künstliche Intelligenz und Kreativität zusammenpassen

Künstliche Intelligenz bezeichnet die Fähigkeit eines Computers, Aufgaben zu lösen, die menschliche Intelligenz erfordern. Während ein Algorithmus nur festen Mustern folgen kann, schafft KI ganz von selbst neue Verbindungen. Sie lernt aus Erfahrung und kann sich an neue Informationen anpassen. Die Anwendungsgebiete reichen von selbstfahrenden Autos über sprachgesteuerte Lautsprecher bis hin zu Schachcomputern. Aber auch in der Kunst hat die KI Einzug gehalten.

Foto: David von Becker

Die künstliche Intelligenz AIVA (Artificial Intelligence Virtual Artist) zum Beispiel hat Tausende von Musikstücken "gelesen" und wurde so darauf trainiert, eigene Musikstücke zu schaffen. Die Kompositionen von AIVA sind sogar urheberrechtlich geschützt. Zu Ehren von Johann Sebastian Bach ermöglicht das KI-gesteuerte Google Doodle die Eingabe von Musiknoten, die dann in ein Klavierstück im Stil Bachs verwandelt werden.

Die Programmieroberfläche von Scratch ist so einfach, dass man auch ohne Vorkenntnisse sofort loslegen kann. Gleichzeitig bietet es aber auch Möglichkeiten, sehr komplexe Projekte zu erstellen.

Die Klanginstallation von kling klang klong im Futurium Lab ermöglicht es den Besuchern, eine Band mit Hilfe von Gesten zu „dirigieren“. Motion Tracking erfasst die Bewegungen der Person und verändert die Intensität, den Klang und die Effekte der Musik. Mit jeder Person, die dirigiert, lernt die KI der Installation etwas Neues dazu.

Im Rahmen des dreistündigen Workshops „Music of the Future: Motion Tracking mit Sounddesign“ anhand des Exponats „kling klang klong“ im Futurium Lab konnten Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 13 lernen, eigene Klanginstallationen zu programmieren – auch ohne jegliche Programmierkenntnisse.

Eure eigene Soundinstallation programmieren ohne Vorkenntnisse?

Um zunächst ein Verständnis für das Programmieren zu bekommen, werden die Schüler*innen selbst zum „menschlichen Algorithmus“: Beim Kettenreaktionsspiel bekommt jede*r einen Zettel mit einem Befehl aus der Programmieroberfläche Scratch in die Hand: „Wenn du ,hops‘ hörst, klatsche in die Hände“, „Wenn du ein Klatschen hörst, spiele Luftgitarre“. So werden sie Teil einer Befehlskette, wie sie einem einfachen Algorithmus zugrunde liegt. Hier kannst du das Kettenreaktionsspiel selbst ausprobieren.

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Die Programmieroberfläche von Scratch ist so einfach, dass man ohne Vorkenntnisse einfach loslegen kann. Gleichzeitig bietet sie Möglichkeiten, sehr komplexe Projekte zu erstellen

Im nächsten Schritt werden die Schüler*innen in die Scratch-Software eingeführt, die sie zum Programmieren verwenden werden. Die grafische Programmieroberfläche von Scratch ist blockbasiert: Programme lassen sich einfach durch das Zusammenschieben von Blöcken zu Stapeln erstellen. Scratch ist ein kostenloses und werbefreies Programm, das vom MIT Media Lab entwickelt wurde, um Kindern einen möglichst einfachen Zugang zu den Grundlagen der Programmierung zu ermöglichen. Scratch enthält auch eine einfache Funktion zur Bewegungsverfolgung, mit der Bewegungen über eine Laptop-Kamera erfasst werden können. Nach der Einführung machen sich die Schüler*innen direkt ans Programmieren und erstellen in kleinen Gruppen ihre ersten Befehle. Die Arbeit in Gruppen ist wichtig, damit sich die Schüler*innen daran gewöhnen, gemeinsam Ideen zu entwickeln und Schwierigkeiten im Team zu überwinden. Schnell und einfach können sie ihre ersten Befehle programmieren.

Die Ergebnisse der ersten Programmierversuche können sich sehen lassen: Dieser Bär tanzt die Bewegungen vor der Kamera nach.

Foto: Junge Tüftler

Jetzt ist es Zeit, die Klanginstallation zu programmieren. Das Ziel ist, dass die Schüler*innen am Ende eine eigene Anwendung haben, mit der sie durch Bewegung Klänge auslösen und diese manipulieren können. Sie überlegen eigenständig, welche Bewegung welches Ergebnis generieren soll und legen los. In dem dreistündigen Workshop kommen kreative und vielfältige Ergebnisse zustande. Eine Gruppe programmiert ein virtuelles Spiel, bei dem ein Ball per Motiontracking im Spielfeld gehalten werden muss. Durch die Soundeffekte kann das Spiel auch mit geschlossenen Augen oder von Personen mit Sehbehinderungen gespielt werden. Eine weitere Gruppe programmiert eine Installation, bei der Elemente auf dem Bildschirm durch Motiontracking gesteuert werden. Prallen sie zusammen, entstehen verschiedene Klänge, sodass die steuernde Person durch ihre Gesten Musik kreieren kann.

Worauf kommt es in Zukunft an?

In unseren Workshops lernen Kinder und Jugendliche den Umgang mit neuen Technologien, denn dies ist essenziell, um die Zukunft aktiv zu gestalten und an der digitalen Gesellschaft teilzuhaben. Gleichzeitig werden wichtige soziale und persönliche Fertigkeiten wie Kollaboration, Problemlösungsstrategien und kreatives Denken entwickelt.

Durch künstliche Intelligenz können Maschinen in Zukunft immer mehr Aufgaben übernehmen, die derzeit noch von Menschen ausgeführt werden. Sind wir also in Zukunft alle arbeitslos? Nein, aber andere Fähigkeiten rücken in den Fokus, z.B. Kreativität. „Bei Kreativität geht es nicht einfach nur um Kunst. Sie ist der Kern von Innovation. Deshalb ist sie keine oberflächliche Fähigkeit, sondern unerlässlich dafür, dass der Mensch überlebt“, sagt Balder Onarheim, Professor für Kreativität an der Technischen Universität Dänemark. Kreatives Denken bzeichnet also die Fähigkeit, Probleme von einer neuen Seite zu betrachten, Dinge anders einzusetzen, als ihr ursprünglicher Verwendungszweck es vorsieht, und gelernte Prozesse bewusst über den Haufen zu werfen. Eben jene Fähigkeiten, die einer Maschine besonders schwerfallen.