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Wie Schüler*innen aus Bangladesch, Indien, Iran und Pakistan ihre Zukunft sehen – Zukunftsboxen-Workshop in Kooperation mit der PASCH-Initiative

Eine Apothekerin mit sieben Katzen

„In 30 Jahren sehe ich mich in einem Haus mit grünen Wänden, ich habe sieben Katzen, arbeite als Apothekerin in einem Unternehmen und bin viel auf Reisen.“ Diese sehr konkrete Zukunftsvision ist mithilfe der Futurium-Zukunftsboxen entstanden. Schüler*innen aus Bangladesch, Indien, Iran und Pakistan haben sie in einem Workshop getestet, der vom Besucher*innenprogramm des Goethe-Instituts im Auftrag der Initiative PASCH – Schulen: Partner der Zukunft organisiert wurde. Dieser fand im Rahmen eines digitalen Schüler*innen-Camps zum Thema Duale Ausbildung in Deutschland statt.

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Die fünf bunten Zukunftsboxen zu unterschiedlichen Themen gehören zu den Bildungsmaterialien des Futuriums. Bislang sind sie als Boxen oder zum Download nur in deutscher Sprache erhältlich. Für das PASCH-Programm hat das Team des Hauses der Zukünfte zwei Ausgaben ins Englische übersetzt. „Und es funktioniert“, sagt Antonia Kapretz aus der Bildungsabteilung des Futuriums, die den Workshop leitete. Mit der Zukunftsbox zum Thema Arbeit haben die Schüler*innen aus Südasien im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren ihre Visionen für die Zukunft kreiert.

Und die sind so vielseitig wie die Schüler*innen: „Die Verwirklichung beruflicher Träume, Reisen – sogar durch den Weltraum, Familie und vor allem auch Freunde spielen eine große Rolle“, sagt Miria Neugebauer, Programmkoordinatorin beim Besucher*innenprogramm des Goethe-Instituts. „Ebenso wichtig sind soziale Aspekte wie die Verbesserung der Lebensqualität in ihren Ländern, die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit.“

Die Heimatländer der Workshopteilnehmer*innen werden in den Nachrichten zumeist mit Kriegen und Auseinandersetzungen in Verbindung gebracht. Die Schüler*innen des PASCH-Projekts wollen diese nicht mehr Teil ihrer Zukunft sein lassen. Im Gegenteil: Ein Mädchen sieht sich als Kinderzahnärztin für Ärzte ohne Grenzen, damit alle die Chance auf Gesundheit haben. Ein Junge aus Indien hielt eine flammende Rede für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern. „Ich habe eine Gänsehaut bekommen als die Jugendlichen ihre Zukunftsvisionen geschildert haben“, sagt Antonia Kapretz.

„Ohne Visionen kann ich nicht Teil meiner eigenen Zukunft werden"

Die Zukunftsboxen regen die Fantasie an. In einer größeren Gruppe gespielt, bringen sie alle Teilnehmer*innen zu den Themen Städte, Ernährung, Energie, Arbeit und Gesundheit schnell auf denselben Stand. Durch einfache Fragen werden unterschiedliche Facetten zu den Themen ausgebreitet. Ein Beispiel: Die Zukunftsbox Arbeit fragt: Wer erledigt in Zukunft die Arbeit? Menschen? Menschen und Maschinen? Cyborgs? Fragen wie diese informieren über den Ist-Zustand und regen zum selbständigen Denken sowie der Formulierung von Visionen an.

Warum diese Fähigkeit, die des Lesens der Zukunft, für jede*n wichtig ist, erklärt Antonia Kapretz: „Die Zukunft existiert nicht, bis ich darüber nachdenke. Nur dann kann ich Schritte einleiten, um diese Zukunft zu erreichen. Ohne Visionen kann ich nicht Teil meiner eigenen Zukunft werden.“ Die PASCH-Initiative wolle junge Menschen zu aktiven Gestalter*innen machen, wie Miria Neugebauer erklärt: „In ihren Ländern und über Grenzen hinweg. Für viele Schüler*innen von PASCH-Schulen sind ein Studium oder Arbeit in Deutschland eine große Motivation für die Zukunft.“

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Große Firmen statt Co-Working

Dass Arbeit und alles, was damit zusammenhängt nicht in allen Ländern gleich angesehen wird, ist auch ein Ergebnis des Spiels mit der Zukunftsbox. Während hierzulande das Modell der Co-Working-Spaces immer mehr an Bedeutung gewinnt, hätten die Teilnehmer*innen aus Südasien dieses Konzept eher negativ bewertet, berichtet Antonia Kapretz. „Familienunternehmen, die bei uns positiv betrachtet werden, sind in anderen Ländern als Arbeitsplatz weniger erstrebenswert. Die PASCH-Schüler*innen sehen sich in der Zukunft eher in den Büros sehr großer Firmen.“

Kapretz freut sich darüber, dass die Zukunftsboxen auch kulturelle Unterschiede aufzeigen können. Am Anfang sei ein wenig Skepsis bei den Teilnehmer*innen zu spüren gewesen: „Dieses ‚Mh, das sind ja nur Karten‘ hat sich bei allen dann aber schnell in ein ‚Oh, ich habe eine Zukunftsvision‘ gewandelt.“

Mehr über die Zukunftsboxen des Futuriums findet ihr hier. Probiert sie selbst aus und bestellt sie hier.

Autor*in

Ludmilla Ostermann

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