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Methoden der Zukunftsforschung

Die Zukunft denken

Sich die Zukunft vorstellen – nichts leichter als das. Ein bisschen Fantasie und los geht’s. Das stimmt natürlich. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Fantasie gezielt einzusetzen, sie auf bestimmte Ideen oder Probleme zu richten, um Lösungen zu entwickeln. Wie man über Zukunft nachdenkt, damit beschäftigt sich die Zukunftsforschung.

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Im Englischen heißt Zukunftsforschung „Futures Studies“. Die Zukunft steht hier im Plural. Die deutsche Grammatik macht daraus einen Singular. Doch auch hierzulande beschäftigt sich dieser Wissenschaftszweig nicht mit der einen Zukunft, sondern mit deren Möglichkeiten. Thesen zur Zukunft können nicht überprüft werden – es geht immer um Wahrscheinlichkeiten.

Die Zukunftsforschung ist eine interdisziplinäre Wissenschaft. Sie verbindet Ansätze aus unterschiedlichen Gebieten: Beispielsweise Computersimulationen, Machbarkeitsstudien, statistische Prognosen, partizipative Workshops oder Befragungen.

„Viele Methoden der Zukunftsforschung sind in der Praxis entstanden. Beispielsweise im Rahmen von Strategieprozessen in Unternehmen oder in der Stadtentwicklung.“ sagt David Weigend, Leiter Bildung und Partizipation am Futurium und verantwortlich für das Workshop-Programm. „Um sich die Zukunft vorstellen zu können, ist viel Kreativität notwendig. Dabei werden Prognosen, Analysen und Fakten weitergesponnen. “

Spekulieren, ausdenken und ausprobieren

Die Verbindung von Analyse und Fantasie zeigt sich in verschiedenen Workshopformaten, mit denen konkret über Zukunft nachgedacht werden kann. Die Formate unterscheiden sich je nach Zielgruppe. „Laien beschäftigen sich mit ihrer eigenen Umwelt, Experten mit den Problemen anderer“, erläutert David Weigend.

Um sich die Zukunft vorstellen zu können, ist viel Kreativität notwendig.

David Weigend, Leiter Bildung und Partizipation


Eine Methode ist die Zukunftswerkstatt. Sie wurde in den 70er Jahren vom Zukunftsforscher Robert Jungk entwickelt. Ziel der Methode ist die Befähigung von Bürger*innen, Projekte für die Zukunft zu planen. Eine Zukunftswerkstatt besteht aus drei Phasen. In der Kritikphase werden aktuelle Problem gesammelt. In der Visionsphase die Probleme umgedreht und eine ideale Zukunft erdacht. In der Realisierungsphase dann werden konkrete Zukunftsprojekte geplant. Zukunftswerkstätten werden beispielsweise in der Stadtplanung verwendet. Hier sind die Anwohner die eigentlichen Experten. Ihre Wünsche, Bedürfnisse und Alltagserfahrungen können so von Anfang im Planungsprozess berücksichtig werden. Das Futurium hat z.B. bei der Planung der Ausstellung verschiedene Zukunftswerkstätten mit Bürger*innen durchgeführt.
Eine weitere Methode ist die Szenariotechnik. Mit ihr werden auf Basis von aktuellen Trends Zukunftsszenarien entwickelt. Sie bildet eine der methodischen Grundlagen der Futurium-Bildungsmaterialien.

Weigend dazu: „Bei der Szenariotechnik nutzen wir Techniken aus der explorativen und normativen Zukunftsforschung. Explorative Techniken versuchen auf Basis von Forschungsergebnissen und gesichertem Wissen Prognosen zu erstellen. Die Frage lautet: „Wie werden wir in Zukunft leben?“ Normative Techniken gehen von den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen aus. Die Frage lautet dann: „Wie wollen wir in Zukunft leben?“ Die Szenariotechnik verbindet also immer Fakten und Wünsche. Sie kam zum Beispiel im Future Lab 1.0 (Gemeinschaftsproduktion mit dem Theater an der Parkaue) zum Einsatz.

Mit Design Thinking zum konkreten Prototypen

Die Methode Design Thinking stammt nicht aus der Zukunftsforschung. Sie wurde ursprünglich von der Designfirma IDEO entwickelt, um Probleme aus Nutzersicht zu lösen. Oft werden neue Produkte an den Bedürfnissen der Menschen vorbei entwickelt. Die Folge sind z.B. technische Geräte, die nur schwer zu bedienen sind.

Beim Design Thinking dreht sich alles um die Nutzer*innen. Ihre Wünsche stehen im Mittelpunkt. Ideen werden von den Entwicklern in Form von Prototypen getestet. Oft auf ganz einfache Weise: Eine neue Software wird z.B. auf Papier gezeichnet. Die Prototypen werden mit den Nutzern getestet. Das Feedback hilft den Entwicklern zu verstehen, was gut funktioniert und was verändert werden muss. Dann wird wieder mit Nutzer*innen getestet, dann weiterentwickelt, dann wieder getestet und so weiter.

Dieses Vorgehen stößt an seine Grenzen, wenn die Ideen und Produkte weit in der Zukunft liegen. Haushaltsroboter lassen sich nicht einfach als Prototyp bauen und dann testen. Hier ist wieder Phantasie gefragt. Nutzer müssen sich vorstellen, wie es wäre, einen Haushaltsroboter zu haben. Die Kombination von Design Thinking und Zukunftsforschung ist eine zentrale Säule des Futurium Labs – vor allem in den Bildungsmaterialien, den Workshops und Veranstaltungen. Hier wird nicht nur über Zukünfte nachgedacht, sondern auch darüber, wie wir über Zukünfte nachdenken.

Autor*in

Futurium