Credits: David von Becker
Mit urbanen Interventionen Mobilität neu entdecken
Fahrende Mobilitätswerkstatt
Das Kunstkollektiv N55 und der Designer Till Wolfer wollen unseren Blick auf urbane Mobilität revolutionieren. Ihre Aktionen und Erfindungen zeigen, wie man mit einer anderen Mobilität auch eine andere Stadt der Zukunft schaffen könnte: Aus Parkplätzen für Autos werden mobile Parks für Menschen, aus Lastenrädern werden mobile Werkstätten oder mobile Küchen und rollende Micro Homes . Für das Futurium haben sie eine Fahrende Mobilitätswerkstatt gebaut. Damit kommt die Diskussion über die Zukunft der Mobilität dahin, wo Mobilität wirklich stattfindet: in den öffentlichen Raum.
Credits: David von Becker
Wenn Till Wolfer und N55 über ihre Projekte sprechen, dann fällt häufig der Begriff ‘konkrete Utopie’. Statt abstrakten Ideen für ferne Zukünfte, geht es ihnen also um Veränderungen, die schon heute möglich sind. Zusammen mit dem Futurium haben die Designer*innen und Künstler*innen zwei Lastenräder entwickelt, die speziell für mobile Workshops zur Zukunft der Mobilität angepasst sind. Bekannt geworden sind N55 und Till Wolfer für ihre urbanen Interventionen. Eine urbane Intervention ist eine Aktion in der Stadt, die zeigt, dass etwas ganz anders sein könnte. Bei N55 und Till Wolfer heißt das: Machtstrukturen in Städten sichtbar machen, spielerisch hinterfragen und wirkliche Alternativen aufzeigen.
Credits: N55 & Till Wolfer
Zeigen, dass es anders geht
Das Projekt PARKCYCLE SWARM ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine urbane Intervention wirken kann. Für die Aktion haben N55 und Till Wolfer Lastenräder zu mobilen Gärten umgebaut. Das Gestell eines Rades wird begrünt und auf die Größe eines Autos ausgeweitet. Tun sich einige Räder zusammen, bildet sich dort, wo sie stehen ein öffentlicher Park. Statt Raum in der Stadt zu blockieren, laden die Räder zum Sitzen und Verweilen ein. So widmet PARKCYCLE SWARM für eine kurze Zeit die Straßen in einen öffentlichen Raum um. Aus Parkplätzen für Autos werden Parks für Menschen. Urbane Interventionen wie diese zeigen, dass eine Stadt ganz anders aussehen könnte.
Mobile Mitbestimmung
Auch die Fahrende Mobilitätswerkstatt will neue Perspektiven auf die Mobilität in der Stadt der Zukunft öffnen. Sie besteht aus zwei Lastenrädern. Eines davon ist immer wieder in Berlin unterwegs und dient als fahrende Mobilitätswerkstatt für Workshops und urbane Interventionen in der Öffentlichkeit. Das andere Lastenrad steht im Futurium und zeigt Besucher*innen Gespräche und Aktionen, die während der Workshops stattgefunden haben. Wie kann unsere Mobilität klimafreundlicher werden? Soll die Stadt in Zukunft weiter den Autos gehören, oder den Menschen und dem Radverkehr? Und welche konkreten Aktionen können uns diesem Ziel jetzt schon näher bringen? Bei diesen Fragen ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen mitreden.
Credits: N55 & Till Wolfer
Modulare Bauweise
In eine mögliche Zukunft weist auch die Produktionsweise der Lastenräder. Heute werden die meisten Fahrräder in großen Fabriken gebaut. Sie reisen dann in Containern viele tausend Kilometer zu den Menschen, die sie benutzen. Die XYZ CARGO Lastenräder von N55 und Till Wolfer sind dagegen modular und werden ganz anders produziert. Statt in großen Fabriken bauen sie die Räder in lokalen Micro Factories in Kopenhagen und in Hamburg. Dort gibt es keine riesigen Produktionsmaschinen oder Fließbänder, sondern kleine CNC-Fräsen und hochwertige Manufakturarbeit. Jedes Lastenrad wird individuell und zu fairen Bedingungen für alle Beteiligten zusammengeschraubt. Das schützt das Klima, indem Transportwege verkürzt werden. Und es spart Material, denn statt einer Massenware entsteht ein individuell angepasstes Fahrzeug, das modular aufgebaut ist. Die Lastenräder lassen sich also jederzeit nach den eigenen Bedürfnissen umbauen und leicht reparieren. Auch diese Art zu bauen ist für N55 und Till Wolfer eine konkrete Utopie. In einem Manifest über ihre Arbeiten schreiben sie: „Entweder wir lernen, Wissen und Ressourcen auf faire Weise zu teilen, oder wir werden uns selbst und den Planeten zerstören.“
Credits: N55 & Till Wolfer
In Zukunft könnten lokal und modular gebaute Fahrzeuge viel Energie und Platz in der Stadt sparen. Statt alle paar Jahre ein neues Fahrzeug zu kaufen, könnten alte Fahrzeuge einfach umgebaut werden. Bei XYZ CARGO gibt es sogar bereits Module, mit denen sich ein Lastenrad für jede einzelne Fahrt anpassen lässt – je nachdem ob du es als Transporter, mobile Küche, DJ-Rad oder fahrendes FabLab nutzen willst. Vielleicht sind unsere Fortbewegungsmittel in Zukunft sogar alle so flexibel und modular, dass wir sie je nach Situation anpassen können? Statt einen leeren SUV zu fahren, der viel Platz wegnimmt, könnten wir in Zukunft einen Transporter in nur wenigen Handgriffen in ein Rennrad verwandeln.