Was wächst im Superland?
Ob Urtomate, Holzapfel oder Amaranth – in alten Sorten und wenig genutzten Pflanzen steckt großes Potenzial. Sie bringen Vielfalt auf unsere Felder und Teller und könnten die Zukunft unserer Ernährungsichern.
Urtomaten
Wer kennt es nicht? Eine pralle, rote Tomate aus dem Supermarkt, die kaum nach etwas schmeckt. Das liegt daran, dass bei der Züchtung vieler moderne Sorten vor allem auf Eigenschaften wie Aussehen, Ertrag und Lagerfähigkeit geachtet wurde – und nicht den Geschmack. Doch das ändert sich bereits – und hier kommen Wildtomaten ins Spiel: Denn einige haben besonders nützliche Eigenschaften wie Robustheit, Resistenz gegen Krankheiten – oder eben einen besseren Geschmack. Auch wenn sie sich selbst nicht für den Anbau in großem Maßstab eignen, sollten wir ihre Vielfalt bewahren – denn verlieren wir sie, wird es schwer neue Sorten zu züchten – sei es durch klassische Kreuzung oder durch neue gentechnische Verfahren
Holzapfel
Äpfel sind das beliebteste Obst in Deutschland – doch ihre Zukunft steht vor Herausforderungen. Die meisten heute angebauten Sorten stammen genetisch von einer Handvoll Elternsorten ab. Diese sind zwar süß und lassen sich gut lagern und transportieren, aber auch anfällig für Krankheiten wie Mehltau und Apfelschorf. Sie konnten sich erst durch Einsatz von Pflanzenschutzmitteln durchsetzen. Vor 100 Jahren wuchs in Deutschland noch eine große Vielfalt von Apfelsorten – über 1.000, viele davon robust und regional angepasst. Um den Apfel fit für die Zukunft zu machen, müssen wir diese genetische Vielfalt bewahren. Auch wilde Arten wie der Holzapfel, der hier im Superland wächst, spielen dabei eine Rolle: Sein Erbgut ist eine wertvolle Ressource für die Züchtung neuer Sorten.
Amaranth
Schon mal was von „Waisenpflanzen“ gehört? „Orphan crops“ nennt man Nutzpflanzen, die auf dem Weltmarkt und in der Forschung bislang kaum beachtet werden. Einige von ihnen spielen jedoch in manchen Regionen schon lange eine zentrale Rolle für die Ernährung – sind also eigentlich gar keine Waisen. Beispiele sind Hirse, Süßkartoffeln, Cassava oder Tef – und auch Amaranth, der hier im Beet wächst.
Weltweit dominieren nur wenige Pflanzenarten den Anbau: Reis, Mais und Weizen machen einen Großteil der globalen Ernährung aus. Dabei gibt es Tausende weitere Nutzpflanzen – viele davon sind an unterschiedliche Böden und Klimabedingungen angepasst. Diese Vielfalt wurde lange vernachlässigt, bietet aber eine große Chance: Gerade im Klimawandel können widerstandsfähige, lokal angepasste Arten zur Ernährungssicherung beitragen. Auch gibt es bei ihnen viel Potential, sie durch verstärkte Forschung und Züchtung zu verbessern. Deshalb spricht etwa der Crop Trust – der Welttreuhandfond für Kulturpflanzenvielfalt – von „Chancenpflanzen“ (opportunity crops).
Amaranth ist dafür ein gutes Beispiel. Die Pflanze wird seit Jahrtausenden in Mittel- und Südamerika kultiviert. Sie kommt mit Hitze und Trockenheit gut zurecht, liefert eiweißreiche, glutenfreie Körner – und benötigt vergleichsweise wenig Wasser. Trotzdem wurde sie bisher kaum züchterisch verbessert: Die Samen sind klein und fallen leicht ab – ungünstig für die Ernte, aber ideal für die natürliche Verbreitung.
Hier setzt die Forschung an. Denn in der genetischen Vielfalt sogenannter orphan crops steckt großes Potenzial. Durch gezielte Züchtung lassen sich Ertrag, Nährwert und Anbaueignung verbessern – und damit wichtige Beiträge zu einer vielfältigeren, krisenfesteren Landwirtschaft leisten.