Was ich so alles brauche

Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt die deutsche Wirtschaft schnell wieder zu wachsen. Ab 1950 sinkt die Arbeitslosigkeit, 1957 herrscht gar Vollbeschäftigung. Die Wohnungsnot in Deutschland geht zurück, gleichzeitig erlebt der Außenhandel einen Boom. Mit diesem Wirtschaftswunder steigt in den 1950er-Jahren die Kaufkraft, bei stagnierenden Lebenshaltungskosten – die Deutschen haben mehr Geld zum Ausgeben - zunächst für dringend Benötigtes wie Möbel, Kleidung, Elektrogeräte und Autos. Und endlich auch mal wieder fürs Reisen. Symbol dieses Aufschwungs ist der VW Käfer, das erste Auto, das sich jede*r in Deutschland leisten können sollte.

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Der VW Käfer - eine Erfolgsgeschichte des Konsums. 1955 rollt das millionste Exemplar des Wagens in Wolfsburg vom Band.

Foto: neelam279 auf pixabay

Unser Speiseplan hat sich verändert: Einstige Luxusgüter wie Fleisch oder weit gereiste Lebensmittel kann sich heute jede*r leisten. Der Grund: Die Industrialisierung der Landwirtschaft. Zwischen 1950 und 1990 hat sich die landwirtschaftliche Produktion in Deutschland verdoppelt.[2] Einzelne Betriebe werden immer größer, kleinere Höfe geben auf: Seit 1975 ist die Zahl der Bauernhöfe von 900 000 auf 240 000 im Jahr 2018 zurückgegangen.[1] Die Folgen für die Umwelt: Intensive Düngung schädigt die Böden, Monokulturen zerstören Artenvielfalt und Tiere werden nicht artgerecht gehalten.

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Industrielle Landwirtschaft auf einem Getreidefeld im Sommer.

Foto: Hans Linde auf pixabay

Für die Lebensmittel auf unserem Teller braucht es viel Fläche: Ob für das Weiden großer Tierherden oder den Anbau von Obst, Gemüse oder Futtermitteln. Doch die intensive landwirtschaftliche Nutzung hinterlässt Spuren: Weltweit sind rund zwei Milliarden Hektar Ackerland und Weideflächen stark geschädigt. Das sind 15 Prozent der Böden weltweit. Doch braucht es das "Immer mehr"? Allein in Deutschland werden pro Sekunde 300 Kilogramm genießbare Lebensmittel weggeworfen.

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Mehr auf dem Teller, weniger im Boden: Intensive landwirtschaftliche Nutzung schädigt Äcker und Weideflächen nachhaltig.

Foto: pixabay

Preisbereinigt hat sich das verfügbare Einkommen in Deutschland seit den 1950er-Jahren in Deutschland verfünffacht.[3] Das Geld legen die Deutschen gerne in Konsumgütern an. Etwa 30 Prozent der Deutschen geben an, dass Shopping für sie ein Hobby sei. Mit der Lust am Kaufen wächst die Vielfalt: Von 1995 zu 2015 hat sich die Anzahl der Produkte in Supermärkte etwa verdoppelt.

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Shoppen ist für viele Menschen eine liebgewonnene Freizeitbeschäftigung geworden.

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Im Laufe unseres Lebens konsumieren wir etwa 77 000 Tassen Kaffee. Allerdings: Die Herstellung eines Kilos Kaffee verbraucht 21 000 Liter Wasser. Wir essen 3360 Tafeln Schokolade. Für ein Kilo Kakao werden 27 000 Liter Wasser benötigt. Viele Lebensmittel, die wir als alltäglich ansehen, sind eigentlich Luxusgüter . Und in vielen stecken oftmals große Mengen unsichtbarer Ressourcen - ob Rohstoffe oder Transportkilometer. Doch auf diese "Luxusgüter" verzichten wir nur ungern, im Gegenteil: Der Verkauf von Avocado, Kaffee und Co. steigt. Ende nicht in Sicht. [4]

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Ob aus der Espressomaschine, oder ganz klassisch aus der guten, alten Kaffeemaschine mit Filter: Die Deutschen konsumieren jede Menge Kaffee.

Foto: pixabay

In 97 Prozent aller Haushalte in Deutschland gibt es mindestens ein Handy. Meist kaufen wir alle zwei Jahre ein neues Gerät. In 85 Prozent der Wohnungen gibt es einen Flachbildfernseher. 77 Prozent haben einen PKW.[5] Jedes dieser Geräte verbraucht bei der Herstellung, Nutzung und Entsorgung viele Ressourcen – aber brauchen wir all' das wirklich? [6]

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Fast nicht mehr aus dem Wohnbereich wegzudenken: 85 Prozent der Deutschen besitzen einen Flachbildfernseher.

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