Einkaufen im ersten Supermarkt der Zukunft. Der italienische Architekt Carlo Ratti hat einen futuristischen Einkaufsladen konzipiert. Foto: Daniele Iodice
Denkraum Technik
Supermarkt der Zukunft: Informier' mich!
Der klassische Supermarkt könnte schon bald ganz anders aussehen – in seinen Regalen liegen zwar noch physische Produkte, doch zu jedem dieser Produkte gibt es zusätzliche Informationen. Der italienische Architekt Carlo Ratti ist Professor am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und hat den ersten Supermarkt der Zukunft in Mailand geplant. Er erklärt, wie der funktioniert – und warum bald viele weitere Filialen eröffnen könnten.
Einkaufen im ersten Supermarkt der Zukunft. Der italienische Architekt Carlo Ratti hat einen futuristischen Einkaufsladen konzipiert. Foto: Daniele Iodice
Warum haben Sie den „Supermarkt der Zukunft“ erfunden?
Carlo Ratti: Wir kaufen viel online ein – und sind dadurch immer mehr daran gewöhnt, während unseres Einkaufs viele Daten zur Verfügung gestellt zu bekommen. Diese wachsende Abhängigkeit von Daten ist eine interessante Herausforderung für Architekt*innen: Wie können wir diese Daten auch in der physischen, der realen Welt einbinden?
Mehr Bildschirme, mehr Informationen: Sieht so die Supermarkt-Zukunft aus?
Foto: Daniele Iodice
Wie haben Sie das bei Ihrem „Supermarkt der Zukunft“ umgesetzt?
Ratti: Der Supermarkt der Zukunft erstreckt sich auf einer Fläche von mehr als 1000 Quadratmetern. Es werden etwa 6000 Produkte angeboten und auf großen, interaktiven Tischen präsentiert. Wenn Sie Ihre Hand ausstrecken und sie dicht an ein Produkt halten, dann erhalten Sie zusätzliche Informationen über dieses Produkt: Die Informationen leuchten auf einem darüber aufgehängten digitalen Spiegel auf. So erfahren Sie mehr über die jeweiligen Nährstoffe der Produkte, über ihre Herkunft, die enthaltenen Allergene, über ähnliche Produkte und spezielle Angebote. Damit wird der Kauf von frischen, lokalen Produkten unterstützt.
Wie reagieren Ihre Kund*innen darauf?
Ratti: Wir haben sehr viel Rückmeldung erhalten. Wir wissen beispielsweise, dass viele Menschen überrascht davon sind, wie einfach und benutzerfreundlich das ganze System ist. Und viele Kinder lieben die Interaktion.
Foto: Daniele Iodice
Wie viele Kund*innen haben Sie?
Ratti: Läden mit unserem System laufen statistisch gesehen etwa acht Mal besser als der Durchschnitt. Das bedeutet: Interaktive Supermärkte werden in Zukunft immer mehr Kund*innen bekommen.
Was glauben Sie, wie wir in 20 Jahren einkaufen werden?
Ratti: Auf der einen Seite gewöhnen wir uns immer mehr daran, entspannt von zu Hause einzukaufen. Andererseits gehen wir auch immer noch physisch zum Einkaufen, interagieren mit den Produkten und suchen sie aus – nur dadurch können wir unseren Wunsch nach echter physischer Erfahrung stillen.