Roboter Sophia während der Münchner Sicherheitskonferenz 2018

„Einerseits ist ein Roboter unbelebt, macht aber den Eindruck eines belebten Organismus. Das wirkt schnell unheimlich." – Roboter Sophia während der Münchner Sicherheitskonferenz 2018. Foto: Roboter Sophia (CC BY 3.0 DE / https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)

Denkraum Technik

„Roboter dürfen nicht den Menschen ersetzen“

Kommunikations- und Medienpsychologe Prof. Dr. Markus Appel lehrt an der Universität Würzburg. In einem seiner Forschungsprojekte untersuchte er unter anderem, wie man die Akzeptanz gegenüber menschenähnlichen Robotern verbessern könnte. Denn diese werden in vielen Bereichen eine immer bedeutendere Rolle spielen. Er erklärt, warum Roboter wie Menschen ticken sollen, aber nicht wie wir aussehen dürfen.

Roboter Sophia während der Münchner Sicherheitskonferenz 2018

„Einerseits ist ein Roboter unbelebt, macht aber den Eindruck eines belebten Organismus. Das wirkt schnell unheimlich." – Roboter Sophia während der Münchner Sicherheitskonferenz 2018. Foto: Roboter Sophia (CC BY 3.0 DE / https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)

Bereits heute kommen Assistenz- und Service-Roboter in einigen deutschen Pflegeeinrichtungen zum Einsatz. Wie werden diese akzeptiert?

Markus Appel: Wir haben uns Veränderungen über die letzten Jahre hinweg angeschaut und konnten da einen leichten Rückgang der Akzeptanz feststellen. Die Einstellung gegenüber Robotern tendiert momentan dazu, etwas negativer zu werden.

Woran kann das liegen?

Appel: Vor allem die Einstellung im Bereich Arbeit wurde negativer. Wir denken, das liegt zum Teil an der Diskussion um die Verdrängung des Menschen durch Roboter am Arbeitsplatz. Die große Angst: Möglicherweise übernehmen Roboter zukünftig ganze Arbeitsplätze oder Tätigkeiten.

Sind diese Befürchtungen in Ihren Augen begründet?

Appel: Es kommt auf die Tätigkeit an. Betrachtet man zum Beispiel Bürojobs wie in der PR oder im Journalismus, könnte eine Künstliche Intelligenz oder ein Roboter bestimmte Aufgaben übernehmen. Durch automatische Texterstellung und anhand bestehender Information ist das dann möglich. Auch Jobs in der Wissenschaft könnten davon betroffen sein. Das sind dann aber keine Roboter, die aussehen wie Menschen und auf zwei Beinen durch die Räume fahren. So wird das nicht sein. Ein Unterschied zwischen Maschine und Mensch wird weiterhin erkennbar sein.

Wie schätzen Sie die Lage im Pflegebereich ein. Welche Aufgaben können Roboter hier übernehmen?

Appel: In Krankenhäusern gibt es zum Beispiel Pflegepersonal, dass die Patient*innen fährt und transportiert. In der Zukunft könnten das automatische Systeme übernehmen. Oder die Essensausgabe könnte mit intelligenten Wagen organisiert werden. Das gibt Pflegekräften mehr Zeit, die sie in den Kontakt mit den Patient*innen stecken könnten.

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Automatische Unterstützung: Der Prototyp eines intelligenten Pflegewagens des Fraunhofer IPA soll Pflegekräften mehr Zeit mit den Patient*innen geben.

Wie akzeptiert sind Roboter oder Künstliche Intelligenz im internationalen Vergleich?

Appel: Das ist schwierig zu beantworten. Die kulturellen Unterschiede sind hier größer. Wir haben uns vor allem deren Akzeptanz in Europa angeschaut. Hier liegt Deutschland im Mittelfeld. In Ländern, wo das Durchschnittsalter der Bevölkerung relativ hoch ist, werden Service-Roboter eher akzeptiert. Das kann daran liegen, dass das Anwendungsfeld von Altenpfleger*innen schon im Blickfeld ist und die Notwendigkeit der Roboter wahrgenommen wird.

Sind Roboter dem Menschen zu ähnlich, dann irritiert uns das. Woran liegt das?

Appel: Wir nehmen humanoide Roboter dann schnell als Mischwesen wahr. Einerseits ist ein Roboter unbelebt, macht aber den Eindruck eines belebten Organismus. Das wirkt schnell unheimlich.

Was bedeutet das für das Aussehen der Roboter oder die Optik der Maschinen?

Appel: Entwickler*innen verwenden inzwischen eher abstraktere Formen. Wenn Roboter zu menschenähnlich aussehen, löst das eher Angst aus. Das umgeht man, indem eher comichafte oder tierähnliche Typen entwickelt werden. Dann hat ein Roboter zum Beispiel große Augen, wie man sie aus Comics kennt.

Wie kann uns die Angst vor medizinischen Robotern genommen werden?

Appel: Indem man Menschen zum Beispiel mit Robotern interagieren lässt oder ihnen Bilder von Robotertypen zeigt. Diese Art der spontanen Konfrontation bringt dann interessante Ergebnisse und baut diese Angst vor der unheimlichen und vor allem unbekannten Maschine ab. Erklärt man die Funktionalität und die Bedeutung, beantwortet das Fragen und reduziert Ängste. Die meisten kennen Roboter bisher nur aus Sciene-Fiction-Filmen.

Glauben Sie, dass medizinische Roboter künftig in deutschen Pflegeheimen häufiger zu sehen sind? Wohin geht die Entwicklung?

Appel: Ja, es gibt da aber sicherlich auch Grenzen und es ist wichtig, dass die Gesellschaft diese auch einfordert. Ältere Menschen sollten sich nicht nur mit Maschinen unterhalten, sondern es geht darum, dass man das optimale Umfeld schafft. Kann man die Arbeit der Pflegekräfte durch Roboter erleichtern und durch Technologie verbessern, dann ist das sicherlich ein guter Weg und im Sinne der Beteiligten. Dann reduzieren sich auch Verschleißerscheinungen wie Rückenschmerzen bei den Pflegekräften. Aber die neuen Technologien dürfen eben nicht die Pflege billiger machen und Menschen ersetzen.