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Alltagshacks

Plastikfasten!

Alltagsgegenstände stellen die Top-Ten des Plastikmülls, der an europäischen Stränden gefunden wird. Das sind unter anderem Ohrtupfer, Wasserflaschen, kleine Beutel, Deckel von Kaffee-Pappbechern, Behälter für Essen zum Mitnehmen und Einmalbesteck. Für Meere, Strände sowie Meeres- und Strandbewohner stellt dieser Müll ein großes Problem dar. Plastik wird nach wie vor in Massen hergestellt und in Massen oft auch als Wegwerfprodukt verwendet. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute ist, dass jede*r an ihrem Verbrauch etwas ändern kann. Vor einigen Jahren tauchte dafür der Begriff „Plastikfasten“ auf. Was einen kompletten Verzicht suggeriert und wie ein starker Einschnitt in den Alltag klingt, kann auch in gut dosierten Schritten umgesetzt werden.

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Konkrete Maßnahmen für alle

Wer wissen will, was er oder sie konkret im Alltag gegen die Plastikflut tun kann, holt sich z.B. Rat beim WWF, bei Nabu, bei BUND, beim Umweltbundesamt, bei Greenpeace oder auch der Verbraucherzentrale. Eine einfache Google-Suche ergibt außerdem diverse Beiträge der Medien zu diesem Thema. Da es sehr viele verschiedene Listen gibt, haben wir die einfachsten Maßnahmen hier zusammengestellt.


Verzichtet auf Wegwerfprodukte, wo es geht!

1

Schafft euch einen Kaffeebecher zum Mitnehmen an und gebt diesen an euren Barista für den morgendlichen Kaffee, anstatt euch jedes Mal einen Pappbecher mitzunehmen. Viele Coffee-Shops bieten inzwischen Rabatte an, wenn Kund*innen ihre eigenen Becher mitbringen.

2

Legt euch einige Stoffbeutel für den Einkauf zu und führt sie immer mit euch. Seit dem Plastiktütenverbot der EU spart man damit Geld. Der Jutebeutel ist außerdem nach wie vor in und wird in allen Formen, Farben und Arten der Liebeserklärung an Bands, Filme, Bücher und was man sonst noch mag angeboten.

3

Kauft euch eine Trinkflasche oder auch zwei in verschiedenen Größen, anstatt immer wieder kleine Wasserflaschen zu kaufen.

4

Legt euch ein Reise- oder Campingbesteck zu vor allem, wenn ihr häufig Essen zum Mitnehmen kauft. Verzichtet auf das Plastikbesteck und Strohhalme aus Plastik.

5

Trinkt zu Hause Leitungswasser. Die Wasserqualität in Deutschland ist ausgezeichnet und wird regelmäßig überprüft. Außerdem spart ihr euch die Schlepperei und Geld.

6

Kauft – wo es geht – Alternativen zu Plastik. Wie etwa Zahnbürsten aus biologisch abbaubarem Material oder Ohrtupfer, die nicht aus Plastikröhrchen gemacht sind.

7

Kauft im Supermarkt an der Frischetheke ein und Obst und Gemüse lose. Supermärkte versuchen inzwischen ebenfalls, Verpackungen zu reduzieren und bieten sogar wiederverwendbare Netze für Obst und Gemüse an.

8

Wenn ihr Plastiktüten kauft, dann verwendet diese wieder zum Beispiel zum wiederholten Einkaufen, für die Sammlung von Plastikmüll zu Hause oder als Mülltüte.

9

Kauft Produkte aus recyceltem Material und Getränke in Glasflaschen.

10

Lasst die Frischhaltefolie weg. Auch dafür gibt es Alternativen, z.B. Einschlagfolie aus Bienenwachs.


Für jeden Plastikersatz gilt: Er bringt nur etwas, wenn man ihn tatsächlich wiederverwendet! Baumwolle verbraucht bei der Aufzucht viel Wasser, ist also ressourcenintensiv. Auch für Papier müssen Bäume abgeholzt werden und bei der Zelluloseherstellung kommen giftige Stoffe zum Einsatz. Es bringt also nichts, im Supermarkt jedes Mal eine neue Stofftasche zu kaufen oder Unmengen an Papiertüten zu benutzen. Denn letztendlich geht es auch bei der Vermeidung von Plastik und Müll generell um Nachhaltigkeit und das Schonen von Ressourcen. Alle Maßnahmen bringen nichts, wenn wir weiter in großem Stil konsumieren. Deswegen gilt auch: Müll trennen und regional kaufen. Da ist unter Umständen eine im Umland produzierte, aber in Plastik verpackte Gurke sinnvoller als ein weitgereistes Bio-Produkt mit hohem CO2-Fußabdruck.

Weitere Möglichkeiten, um Plastik zu vermeiden

Etwas aufwändiger ist es, bei der Kosmetik auf Kunststoffe zu achten. Denn gerade hier findet sich häufig Mikroplastik. Wenn es sich dabei nicht gerade um Offensichtliches wie Peeling- oder Zahnpastaperlen handelt, ist das Mikroplastik nur an bestimmten Abkürzungen zu erkennen. Die Umweltschutzorganisation BUND hat dazu einen Einkaufsleitfaden zusammengestellt, in dem nach Hersteller sortiert viele Produkte aufgeführt sind.Wenn das Budget es hergibt, könnt ihr in einem Unverpackt-Laden einkaufen. Davon gibt es inzwischen immer mehr. Dort werden Produkte wie Reis, Nüsse, Samen, Linsen, Trockenfrüchte und vieles mehr zum Selbstabfüllen angeboten. Die Kundinnen bringen einfach ihre eigenen Behälter mit oder bekommen vor Ort wiederverwendbare.

Das Bio-Gurken-Paradox

An der in Plastik eingepackten Bio-Gurke scheiden sich immer wieder die Geister. Bio-Gurken verderben schneller als Gurken aus konventioneller Aufzucht. Die Folie hält sie frisch und sie werden eher gekauft. Supermärkte argumentieren auch, dass sie die Bio-Gurke kennzeichnen müssen und das am besten über die Verpackung geht. Umweltschützer*innen zweifeln diese Argumentation jedoch an. Inzwischen wird mit Kennzeichnungen durch Laser experimentiert, direkt auf dem Obst und Gemüse – das würde eine Verpackung und sogar Aufkleber komplett überflüssig machen.

Keine Alternative: Sogenanntes Bioplastik

Die oft als „Bioplastik“ bezeichnete Alternative ist leider häufig eine Mogelpackung. Für seine Herstellung werden zum Beispiel Mais oder Kartoffeln verwendet. Hier kann es Konflikte mit dem Anbau von Lebensmitteln geben. Außerdem werden häufig nicht nachwachsende Rohstoffe beigemischt. Generell sind diese Produkte oft nur unter ganz bestimmten Bedingungen kompostierbar. Häufig sind sie gar nicht biologisch abbaubar.

Die entscheidende Frage: Bringt das alles was?

Wie auf so viele Fragen lautet die Antwort: "Ja, aber …". Indem alle weniger Plastik verwenden, können sie etwas für Umwelt und Nachhaltigkeit tun. In großem Stil können das jedoch nur Politik und Industrie. Schon bei bestimmten Produkten hört die Wahlfreiheit der Konsument*innen auf: bei Elektronik und Autos zum Beispiel. Hier als Kunde auf Plastik verzichten zu wollen, heißt auf das gesamte Produkt zu verzichten. Doch die Botschaft der Verbraucher*innen und Klimaschützer*innen ist bereits an vielen Stellen angekommen. Die Plastik-Strategie der EU hat ambitionierte Ziele und sogar Discounter-Supermärkte haben sich inzwischen Verpackungsvermeidung auf die Fahnen geschrieben.

Doch vor allem bei der Wiederverwertung muss noch viel passieren. Weniger als 30 Prozent des Plastikmülls werden EU-weit für das Recycling eingesammelt. Um diese Quote zu erhöhen, müssen Anreize für Investitionen in Anlagen und die Entwicklung besserer Recycling-Technologien geschaffen werden. Genauso wie für neues Produktdesign: Denn welche Form eine Verpackung hat und an welcher Stelle welches Material verwendet wurde, hat Auswirkungen darauf, wie recyclebar sie ist.

Ihr könnt euren Beitrag leisten. Probiert es aus und fangt an mit dem Plastikfasten.

Autor*in

Futurium