Nickson / Generiert mit KI via Adobe Stock
Denkraum Natur
Design im Auftrag der Zukunft
Wie muss nachhaltiges Design aussehen? Was muss man beachten, damit kein Abfall mehr entsteht? Wie können Produkte eines Tages weitergenutzt werden? Circular Design heißt die Lösung, die die Wirtschaft grüner machen soll.
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Ob Lithium in Mobiltelefonen oder Erdöl für die Plastikproduktion: Tagtäglich verbrauchen wir eine Vielzahl von Rohstoffen. Manche von ihnen werden in Zukunft knapp, die Gewinnung anderer wiederum sorgt dafür, dass die Müllberge wachsen oder das Wasser mit Schadstoffen belastet wird. Allein die Europäische Union (EU) produziert jährlich 2,5 Milliarden Tonnen Abfall.[1] Der riesige Verbrauch an Ressourcen belastet das Klima und wirkt sich negativ auf die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten auf unserem Globus aus.[2]
Einen Ausweg soll die sogenannte (neue) Kreislaufwirtschaft bieten. Laut EU ist sie so definiert: „Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert." Die Wissenschaftlerin und Expertin für zirkuläres Design Dr. Sonja Eser schlägt vor, den Begriff „Verbrauch" in dieser Definition durch den Begriff „Nutzung der Dinge" zu ersetzen, da es im Idealfall keinen Verbrauch mehr geben solle. In der Definition der EU heißt es zudem weiter: „In der Praxis bedeutet dies, dass Abfälle auf ein Minimum reduziert werden. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, bleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie können immer wieder produktiv genutzt werden (…)." [3] Eine weitere Definition des Begriffs Circular Economy findest Du am Ende dieses Textes.
Eine umfassende Kreislaufwirtschaft
Anders als noch in den 1980er-Jahren verstehen Expert*innen unter dem Begriff Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) dabei nicht mehr nur, dass Produktreste recycelt und Schadstoffe entsorgt werden. Ziel ist es, an verschiedensten Stellschrauben zu drehen, um Rohstoffe effizienter zu nutzen und Abfälle zu verringern. Im Idealfall bedeutet das: Ein Produkt kehrt nach seiner Nutzung wieder komplett in den Stoffkreislauf zurück. Laut Club of Rome kann die (neue) Kreislaufwirtschaft dabei im Vergleich zur herkömmlichen Wirtschaft eine Verringerung der Treibhausgas-Emissionen von bis zu 70 Prozent bringen.[4]
Damit das gelingt, braucht es zirkuläre Design-Prinzipien (Circular Design). Expert*innen diskutieren dabei verschiedene Methoden. Hier findest Du einige Beispiele:
1.) Vertrauen
Produkte bieten eine emotionale Qualität – ein Ding wird „geliebt“, ihm wird vertraut; es wird deshalb nicht so schnell ersetzt: zum Beispiel die Kaffeemaschine in schönem Design, die den "perfekten" Kaffee zubereitet.[5]
2.) Anpassungsfähigkeit
Das Produkt lässt sich an wechselnde Bedürfnisse anpassen. Es gibt Upgrades, einzelne Bestandteile lassen sich leicht trennen und wieder neu zusammenbauen. Ein Beispiel ist der alte Bulldozer, der in seine kleinsten Einzelteile zerlegen wird – und aus dem nach einer Wiederaufbereitung ein neues Fahrzeug entsteht. Oder der Stuhl, der „mitwächst“, wenn das Kind größer wird.[6][7]
3.) Long-Life
Ein Produkt ist so lang wie möglich in Gebrauch – etwa die Waschmaschine mit lebenslanger Garantie. Beim Entwerfen achten Designer*innen auf die Haltbarkeit – der Verschleiß ist gering, Wartung und Instandhaltung sind einfach.[8][9]
4.) Unterstützung für die Biosphäre
Dinge sollten so gestaltet werden, dass sie „biologisches Leben um uns herum unterstützen oder bereichern“, so der Designer Lars Zimmermann. Beispiele sind Poster, die biologisch abbaubar sind und in denen sich Samen befinden oder Nistplätze für Insekten.[10] Dr. Sonja Eser ergänzt: "Nachwachsende Rohstoffe sollten nachhaltig angebaut werden. Alles biogene Material sollte so verwendet werden, dass es am Ende der Nutzung zurück in die Biosphäre gegeben werden kann und dazu beiträgt, Boden wieder aufzubauen und Kunstdünger zu ersetzen."
5.) Ersetzen oder vermeiden
Um den Verbrauch von Rohstoffen zu verringern oder zu vermeiden, gibt es verschiedene Ansätze: Scheiben, die nicht verschmutzen, sparen Reinigungsmittel, Mehrwegsysteme ermöglichen die Wiederverwendung von Produkten.[11]
6.) Regionales Material
Weitere Beispiele für zirkuläre Designstrategien und passende Produkte findest Du auch hier.
Circular Economy
Expert*innen verwenden den Begriff Kreislaufwirtschaft – auf Englisch Circular Economy – häufig in Anlehnung an die Ellen MacArthur Foundation, eine gemeinnützige britische Organisation: „Der Begriff Circular Economy bezieht sich auf eine Veränderung des ganzen Wirtschaftssystems. Eine zirkuläre Wirtschaft ist ein industrielles System, in dem biologische und technische Stoffe so designed werden, dass sie in höchstmöglicher Qualität in Kreisläufen zirkulieren können. Biologische Nährstoffe werden dabei so verwendet, dass sie der Renaturierung des Naturkapitals Boden dienen können („regenerative“). Technische Nährstoffe werden so verwendet, dass die Produkte daraus selbst oder Teile davon möglichst lange im Wirtschaftssystem gehalten werden und mit größtmöglicher Werterhaltung („restorative“) im Kreislauf zirkulieren können. Eine zirkuläre Wirtschaft setzt auf 100 Prozent) erneuerbare Energien und schafft die Nutzung giftiger Chemikalien sowie Entstehung von Müll durch sorgfältiges Produktdesign, andere Systeme und Businessmodelle ab.“ Der Begriff darf nicht mit dem deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetz (mehr Infos dazu findest Du hier) verwechselt werden. [12]
Quellen und weiterführende Literatur
[2] https://www.kfw.de/stories/umwelt/natuerliche-ressourcen/kreislaufwirtschaft-grafik/
[4] https://clubofrome.org/publica..., S. 7
[7] http://circulardesigncases.nl/examples/category/circular-design-strategies/dis-reassembly/
[8] https://www.ellenmacarthurfoundation.org/explore/circular-design
[9] Circular Design in der Praxis: Strategien und Konzepte zur Gestaltung der neuen, regenerativen Kreislaufwirtschaft, Hrsg. Sonja Eser u. Michael Leube, 2017
[10] https://opencircularity.info/hbksaar-3/#1
[11] https://opencircularity.info/hbksaar-3/#1
[12] Sonja Eser