Foto: David von Becker
Modellprojekt Hybrides Lernen erprobt außerschulische Lernorte – Digitale Bildungsangebote für Lehrkräfte und Schulen im Futurium
Das Futurium als Klassenzimmer
Ein Besuch im Haus der Zukunft gehört für viele Schulklassen ins Programm. Aber den gesamten Unterricht ins Futurium zu legen, das ist neu. Mit dem Modellprojekt Hybrides Lernen hat die achte Klasse des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums in Berlin ihren Lernort zu uns verlegt. Mit der Kooperation wollen das Land Berlin, die Humboldt-Universität-Berlin und das learninglab aus Köln herausfinden, wie hybride Lernformate und Projektlernen mit Erfolg umgesetzt werden.
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Für Christian Engelbrecht, Referent für Bildung im Futurium, bieten sich Häuser wie das Futurium als außerschulische Lernorte an: „Institutionen oder Organisationen werden zukünftig eine größere Rolle spielen – weil sie nicht nur zur MINT-Bildung beitragen, sondern auch Themen wie Klimawandel, Biodiversität oder nachhaltige Entwicklung beleuchten und die Lerninhalte der Schule entscheidend ergänzen“, sagt er.
An fünf Freitagen sind die Schüler*innen der Klasse acht derzeit zu Gast im Futurium. Mithilfe der so genannten 4 Ks – Kommunikation, Kollaboration, kritisches Denken und Kreativität – gestalten sie in kleinen Teams in Eigenregie Produkte. Die Lehrer*innen agieren dabei als Coaches und begleiten die Gruppen digital. Damit das Lernen einwandfrei funktioniert, arbeiten die Schüler*innen mit eigenen Tablets. Mit diesen erstellen sie die Produkte, recherchieren und werden von den Lehrer*innen betreut. Im neuen Jahr wollen die Teilnehmer*innen die Produkte vorstellen. Klassische Noten werden dann zwar nicht vergeben, aber die Schüler*innen erhalten ein Zertifikat.
Abzeichen statt Noten
Engelbrecht sieht darin eine Chance für eine neue Sicht auf Lernleistungen: „Kompetenzen wie Teamfähigkeit oder lösungsorientiertes Denken lassen sich beispielsweise in Form von Badges (Abzeichen) nachweisen. Das ist eine andere, aus meiner Sicht zeitgemäßere Form der Dokumentation von Lernleistungen, die über das traditionelle Schulzeugnis hinausgeht.“ Bisher sei das Erlernen von Kompetenzen des 21. Jahrhunderts (Futures Literacy, die Lesbarkeit der Zukunft) nämlich kaum im Notensystem abgebildet. „Ich kann mir vorstellen, dass es in den nächsten Jahren wichtiger wird, den individuellen Lernerfolg von Schüler*innen abseits von Noten aufzuzeigen und es ihnen zu ermöglichen, selbst Verantwortung für ihre Lernwege zu übernehmen“, sagt Engelbrecht.
Das Futurium ist eben auch deshalb ein außerschulischer Lernort, weil man sich dort nicht nur anhand von Exponaten, Vor-Ort-Veranstaltungen und Workshops mit den Herausforderungen der Zukunft auseinandersetzen kann, sondern auch mit Bildungsangeboten, die das Futurium digital anbietet. Erarbeitet wurden diese mit den Jungen Tüftlern sowie dem Education Innovation Lab. Die Angebote richten sich an Einzelpersonen und Klassen. Die Bildungsabteilung des Futuriums bietet darüber hinaus kostenlose Fortbildungen für Lehrkräfte zur Durchführung von Projekttagen im Futurium an.
Pandemie als Treiber digitalen Lernens
Mit neuen Lernorten und unkonventionellen Lernmethoden setzt sich auch das Käthe-Kollwitz-Gymasium auseinander: „Die Teilnahme am Schulversuch eröffnet uns die Möglichkeit, bereits Begonnenes weiterzuführen und neue Ideen umzusetzen. Wir wollen Lernende so fördern, dass sie eigenständig und selbstorganisiert agieren, ihr kreatives Potenzial entfalten und intrinsisch motiviert lernen. Dafür bedarf es flexibler Lernwege“, sagt Schulleiterin Simone Ley.
Insgesamt 18 Schulen nehmen am Schulversuch teil. Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, dazu: „Die Digitalisierung der Berliner Schulen ist in der Pandemie deutlich vorangeschritten. Die Erfahrungen aus dem schulisch angeleiteten Lernen zu Hause und mit weiteren digitalen Formaten wollen wir weiter für die Unterrichtsgestaltung nutzen. Dazu dient dieser auch wissenschaftlich begleitete Schulversuch.“ Die Modellschulen setzen je nach Entwicklungsstand, Standort, Schulart und Profil eigene Schwerpunkte. Um möglichst viele Berliner Schulen zu erreichen, sollen die Ergebnisse des Schulversuchs den Netzwerkschulen in Barcamps zum Schuljahresende zur Verfügung gestellt werden.