Christopher Kränzler

Foto: lengoo / Jonathan Wuermeling

Einsatzgebiete von Machine Learning

Case: Besser Übersetzen mit KI

Künstliche Intelligenz (KI) wird bereits ausgiebig genutzt. Besonders häufig kommt sie derzeit zur Anwendung in solchen Branchen, die etwas mit Sprache zu tun haben – beispielsweise um alte Sprachen am Leben zu halten, um Gedanken in Sprache zu übertragen oder um von einer in die andere Sprache zu übersetzen. Manche Unternehmer*innen nutzen genau das für ihre Geschäftsideen. Ein Beispiel.

Christopher Kränzler

Foto: lengoo / Jonathan Wuermeling

Lange liefen Fachübersetzungen nach einem festgelegten Prozess ab: Übersetzer*innen lesen sich einen Text durch, übertragen ihn in eine andere Sprache – und geben ihn an Korrekturleser*innen weiter. Sie prüfen den Text noch einmal und korrigieren, falls nötig, Rechtschreibung und Grammatik. Solch ein Prozess dauert im Schnitt etwa 15 Tage für einen durchschnittlich langen Text von 20 000 Wörtern. „Übersetzungen mit traditionellen Übersetzungsbüros sind sehr ineffizient und dauern nicht nur lange“, meint Christopher Kränzler, „sondern sie sind meist auch kostspielig."

Kann Machine Learning helfen?

Kränzler war das zu viel und zu lang. Er sah hier Verbesserungspotential – und gründete das Technologie-Unternehmen „lengoo“. Dieses nutzt eine Teilart der Künstlichen Intelligenz, nämlich das Machine Learning, um einen Text in wenigen Millisekunden in eine andere Sprache zu übersetzen. „Wir geben unserem Programm Beispiele für mögliche Übersetzungen zwischen zwei Sprachen, um es zu trainieren – Beispiele zu genau demselben Thema, vom selben Kunden. Je mehr Beispiele, desto besser“, erklärt er. Aus diesen Beispielen, mindestens 10 000 Sätzen, erkennt die KI dann, um welche Art von Text es bei der neuen Übersetzung gehen soll, welches Fachgebiet es ist und welche Tonalität herrschen soll.

Neuronale Netze sollen alles erkennen

Bei dieser Art der Künstlichen Intelligenz handelt es sich um ein selbstlernendes System. Es funktioniert mit künstlichen neuronalen Netzen. Diese Netze übersetzen Wörter in Vektoren, also in Zahlen, und erkennen, wie wahrscheinlich es ist, dass bestimmte Wörter nebeneinander stehen. Bei einer Übersetzung können sie dadurch sehr genau den Tonfall des Kunden wiedergeben und dessen übliche Wortwahl verwenden. Alle vom System übersetzten Texte werden danach noch mal von menschlichen Übersetzer*innen Korrektur gelesen. Denn: Auch bei „lengoo" ist der Mensch nach wie vor unersetzlich. Dennoch glaubt Unternehmer Kränzler, dass in Zukunft noch mehr Aufgaben von KI übernommen werden: „In 100 Jahren wird die Verbindung zwischen Maschinen und Menschen noch viel intensiver sein.“

Große Hoffnungen für die Zukunft

Seine Software für Fachübersetzungen ist tatsächlich auch nur eines von vielen Beispielen dafür, wie KI insbesondere im Sprachbereich genutzt werden könnte: Viele Sprachen sind vom Aussterben bedroht, weil es schlicht nicht mehr genügend Menschen gibt, die sie beherrschen. Doch mittlerweile gibt es Chatbots, die auf genau diese Sprachen programmiert sind. Sie können sich mit Menschen unterhalten und sogar Sprachfehler erkennen und verbessern. So bleiben diese Sprachen erhalten.

Forscher*innen von der New Yorker Columbia University können sogar mithilfe von KI aus dem Hörzentrum des Gehirns Sprache herauslesen, ihre Kolleg*innen aus San Francisco schaffen es, daraus ganze Sätze zu bilden. Sie können also das, was Menschen stumm im Kopf formen, in hörbare Sprache übersetzen – bisher ist dies noch nicht perfektioniert, aber es könnte in der Zukunft Patient*innen helfen, die nicht mehr selber sprechen können.

KI bietet in dieser Hinsicht enorm viele Möglichkeiten – aber auch Herausforderungen: Macht KI möglicherweise Jobs obsolet? Könnte KI unsere Sprachen zu sehr verändern? Ein solches Beispiel gab es zum Beispiel 2017 bei Facebook - dort erfand die genutzte KI eine eigene Geheimsprache, die für Menschen nicht mehr verständlich war, nicht einmal die Entwickler*innen konnten ihr noch folgen.

Doch trotz dieser Bedenken dürfte KI in Zukunft wohl weiterhin und vermutlich auch noch deutlich mehr angewendet werden.